OIBM-Bericht

Ein Bericht von den OIBM von Hans Jürgen Weyer

Blick vom Wallberg, dem "Hausberg" Bad Wiessees

Vom 26. Oktober bis zum 3. November 2013 fand die 17. Auflage der offenen internationalen Bayerischen Meisterschaft in Bad Wiessee statt. Für mich war es die 8. Teilnahme, womit dieses Turnier (neben Biel) zu meinen Lieblingsturnieren zählt. Auch dieses Turnier stellt eine wunderbare Kombination von Urlaub und Wettkampfschach dar. Wenn das Wetter mitspielt (in diesem Jahr gab es allerdings an drei Tagen etwas Regen), kann man den Vormittag zu ausgiebigen Spaziergängen nutzen, entlang des herrlichen Tegernsees, in den benachbarten Hügeln oder in den direkt angrenzenden ersten Gipfeln der Alpen. Ich hatte die Freude, alles drei zu nutzen.
So wie mir geht es vielen. Das Turnier weist eine ausgesprochen große Zahl an "Wiederholungstätern" auf. Etliche Spieler haben mehr Teilnahmen aufzuweisen als ich. Der älteste Teilnehmer war 88 Jahre, der jüngste 9 Jahre alt.
Die Begrenzung der Teilnehmerzahl aus 470 (letztlich sind es 476 geworden) tut den Spielbedingungen gut. Dennoch gibt es Sitzreihen, in denen man sich etwas mehr Licht wünschen würde. Doch ist dieses Turnier so beliebt, dass man sich nicht zu spät anmelden darf, weil es sonst ausgebucht ist.
Die Runden beginnen um 16 Uhr (außer am letzten Tag). Manchen ist das zu spät, ich selbst habe mich daran ganz gut gewöhnt. Mittlerweile hat sich auch die Restauration im Ort darauf eingestellt und hat im Gegensatz zu früheren Jahren bis 22 Uhr, oft sogar bis 23 Uhr, geöffnet. Die hervorragende (und preiswerte) Küche im Ort mag mit zur Beliebtheit des Turniers beitragen. Mit Fug und Recht darf behauptet werden, dass das Turnier zu den beliebtesten überhaupt gehört.
In diesem Jahr nahmen 20 Großmeister (darunter neun 2600er), 21 Internationale Meister und eine WGM teil.
Im vergangenen Jahr spielte ich über meine Verhältnisse und legte mit meinen Wertungszahlen ordentlich zu. In diesem Jahr blieb ich unter meinen Möglichkeiten und verlor meinen letztjährigen Zugewinn wieder. In mindestens drei Spielen ließ ich halbe Punkte liegen, was sich in der Analyse als leicht zu erkennen herausstellte. Letztlich kam es nur zu 4 - 5 Punkten. Doch sehen wir es positiv. Ich probierte erfolgreich neue Eröffnungsvarianten aus und erhielt Lehrstunden zu Varianten, die ich eigentlich zu kennen glaubte. Hervorheben möchte ich, dass alle Partien (nicht nur meine) sehr umkämpft waren. Schnelle Remisen gab es nicht. Alle Gegner - auch die vermeintlich schwächeren - waren gut vorbereitet und über die im Internet zu findenden Partien besten in Kenntnis.
Besser machte es mein Reisepartner, unser früheres Vereinsmitglied IM Christian Braun. Nach schlechtem Start (mit einer Niederlage gegen einen um ca. 300 Punkte schwächeren Gegner), folgte ein furioser Endspurt mit fünf Siegen in Folge. Darunter einige wirklich sehenswerte und bemerkenswerte Positionspartien. Trotz der hervorragenden 7 - 2 Punkten musste er einen leichten Verlust an Wertungszahlen hinnehmen.
Überhaupt war es ein Turnier, in dem es die Favoriten sehr schwer hatten. Bittere Niederlagen mussten u. a. Illya Nyzhnyk, Evgeny Postny, Alexander Graf, Sebastian Bogner und Igor Khenkin hinnehmen. Besser machte es der Turniersieger Aleksander Delchev aus Bulgarien. Er befand sich zwar immer in der Spitzengruppe, fiel aber eigentlich erst nach Ende des Turnieres auf, als er mit sagenhaften 8 - 1 Punkten den 1. Preis gewann (2.500,- Euro). Zweiter wurde der Ukrainer Andrey Sumets (7,5 - 1,5) vor dem Sieger der beiden letzten Jahre Liviu-Dieter Nisipeanu (Rumänien), der wie weitere vier Spieler ebenfalls 7,5 Punkte erreichte.
Zum Schluss noch etwas Geologisches. Wie alle oberbayerischen Seen ist auch der Tegernsee ein Überbleibsel der letzten Eiszeit. Dabei weist er, trotz seine "Kürze" (er ist nur 6,5 km lang und 1,4 km breit), eine Besonderheit auf. Sein Nordende liegt am Rand der oberbayerischen Ebene, während sein Südende bereits "mitten" in den Alpen liegt. Auf diesen wenigen Kilometern vollzieht sich der Übergang von der Ebene zu den Hochalpen, was den Tegernsee im Sommer wie im Winter zu einem Touristenmagnet macht. Aber nicht nur deswegen ist eine Teilnahme an diesem Turnier jedem Schachspieler an Herz zu legen.