Wanderbericht

Wanderung der 1. Mannschaft 2015

Bericht von Fabian Horbach

Die Wanderer diesmal ohne Fotograf Klaus.

Premiere – Wandern der 1. Mannschaft verläuft ohne Verlaufen!!


Am 13.06.2015 machte sich gegen 09.30 Uhr ein Tross aus 6 wild entschlossenen Wanderern am Parkplatz Am Klösterchen in Herzogenrath auf den Weg nach Ovifat (Belgien) zur Burg Reinhardtstein im Hohen Venn. Bereits nach 1h Fahrt wurde Hoffnung geschöpft; der Parkplatz befand sich auch dort, wo er vermutet wurde, obwohl die erste Falle bereits gestellt wurde. Die Ausschilderung wies auf eine Burg Reinharstein, und nicht Reinhardtstein, in näherer Umgebung hin. Außer dem Turnierleiter, der diesmal nicht die Führung übernommen hatte, hielt sich daran kein Teilnehmer der Wanderung auf. Undenkbar, wo wir in einem solchen Fall gelandet wären.

Die Burg Reinhardstein, für historisch Interessierte, wurde von Reinhard von Weismes unter Zustimmung des Herzogs Wenzel von Luxemburg im Jahr 1354 errichtet und wurde über die Jahrhunderte von Adelsfamilie zu Adelsfamilie weitergereicht. Nach der Französischen Revolution waren die Ruinen dem Verfall nahe, bis Professor Overloop die Reste zufällig entdeckte und im Jahr 1965 innerhalb von 18 Monaten neu bauen ließ.

Nach kurzer Begutachtung der Burg, welche an diesem Vormittag von einigen Touristen aufgesucht wurde, begannen wir die Wanderung und sahen uns kurze Zeit später in ein Konditionsduell mit einem Einheimischen, welcher mit Hund und schwerem Gepäck zunächst ein Tempo aufnahm, welches von unserer Seite nicht gehalten werden konnte, verwickelt. Vielleicht lag es auch daran, dass der Blick ins Tal nach Longfaye uns zum Anhalten bewegte. Kurze Zeit später konnte das belgische Konditionswunder, welches sich scheinbar seinem selbst angelegten Tempo geschlagen geben musste, eingeholt werden, stellte uns aber vor das Problem, dass wir die Konzentration verloren und die zur Orientierung dienliche Holzhütte nicht in unserer näheren Umgebung erkennen konnten. War bereits nach 2 km das erste Fiasko erreicht? Die Lage spitzte sich zu: Unsere Mannschaft, bereits zu diesem Zeitpunkt psychologisch unter der alljährlichen Prämisse leidend „nicht schon wieder“, zweifelte bereits am „nur“ 1 Jahr alten Zeitungsausschnitt des Turnierleiters, welcher auf allgemeinen Wunsch diesmal keine Wegbeschreibung aus der Zeit kurz nach der Wende ausgewählt hatte. Für den nächsten Schock sorgte Ingo: in Belgien wäre die Benutzung von Google-Earth mit seinem Handy nicht möglich. Vorwürfe über falsche Absichten des Wanderbeauftragten wurden laut und bekamen Würze, als sich unsere Mannen am Scheideweg befanden. Sollte der links liegende und aus schwerem Geröll bestehende Weg in die Tiefe genommen werden, wie er orientierungsmäßig passte, oder der sichere Weg nach rechts, der vielleicht ins alljährliche Verderben geführt hätte? Erste Rufe nach einer Pause (20 min nach Wanderstart) wurden laut, der Zeitungsartikel aufgrund der Empfehlung für ältere Menschen erneut in Zweifel gezogen und das Gejammer, warum man nicht vorher wenigstens belgische Fritten zu sich genommen hatte, war kaum zu überhören. Aus dieser aussichtslosen Lage wurde jedoch die beste Wanderung, die die 1. Mannschaft in den letzten Jahren bestritten hat. Mit dem Rücken zur Wand wurde die Gesundheit dem Treuglauben des Weges vorgezogen, der Wanderführer Erik übernahm wieder das Kommando und so wurden mit dem Ehrgeiz, die immer noch nicht gefundene Holzhütte endlich zu entdecken, die restlichen 12 km in Angriff genommen. Das Wetter wurde immer sonniger und wärmer, die Laune unserer Wanderer immer besser und auch einige Beschreibungen des Weges schienen der Wahrheit zu entsprechen. Warum die Holzhütte, an einem kleinen See gelegen, nun links statt rechts des Weges erschien, kann man genauso wenig erklären wie unsere Aufstiegsphobie. An der Holzhütte gab es den ersten kleinen Snack, das Erfolgsergebnis über den anscheinend richtig eingeschlagenen Weg gefeiert und danach die nächste Etappe der Wanderung aufgenommen. Nach 10 min kam der Wunsch nach der nächsten Pause, das Glück, das tatsächlich der Weg stimmen sollte, hatte noch nicht jeden durchdrungen.
So traute unsere Gruppe auch keinem Wanderer, der entgegen kam. Stattdessen wurde versucht, diese durch auffälliges Propagieren einer aufgenommenen Wanderung nach Aachen zu verwirren. Komischerweise hat kein Belgier reagiert, die Souveranität der Einheimischen gab uns zu denken. Die Einwohner dieser Region sind eher ein Volk von Taten, sodass wir zu unserem Schrecken feststellen, dass der Powerwanderer mit seinem Vierbeiner uns an irgendeiner Stelle überholt haben musste. Aber wo? Die Erkenntnis, dass dieser Mann sich ohne Hilfsmittel besser orientieren konnte als wir mit Zeitungsausschnitt hegte ein letztes Mal Zweifel am ausgewählten Weg, münzte sich aber in Zuversicht um, denn völlig verkehrt schien die Route nicht zu sein. Und allmählich, während der Fluss ein ums andere Mal überquert wurde, änderten sich die psychologischen Verhältnisse: unser Wegbegleiter versuchte, durch Einschlagen anderer Wege unserem hohen Tempo zu entweichen, konnte von uns jedoch mehrmals abgefangen werden. Ob er sich verfolgt fühlte war nicht ganz klar, schließlich verloren wir ihn mit seinem kleinen Begleiter ganz aus den Augen. Somit musste ein neuer Anreiz für den weiteren Weg geschaffen werden: in einer baldigen neuen Pause. Warum ausgerechnet die Waffeln des Verfassers auf einmal große Beliebtheit hervorriefen und neue Kräfte frei setzten, bleibt unerklärlich. Vielleicht eine neue Wunderwaffe(l) für die nächste Saison als Ergänzung zum hohen Duplo-Konsum. Schließlich ging es an den Schlussakt: die letzten Kilometer nahmen nochmals einen steilen Verlauf in die Höhe, gipfelten aber im absoluten „Höhepunkt“ der Wanderung, nämlich dem höchsten Wasserfall Belgiens, welcher sich an der Ostseite der Burg erstreckt. Mit 69 m freiem Fall ins Warchetal ist dieser Wasserfall mit Abstand Spitzenreiter. Oliver bahnte sich als Erster den Weg zum Wasser, sodass für die restlichen Weggefährten der Anblick erst aus unmittelbarer Nähe möglich war. Hier konnten auch letzte Zweifel von Ingo und dem Verfasser, die vor Beginn der Wanderung das mittelalterliche WC sowie den dahinter brach liegenden Klettergarten aus Gewohnheit einer positionellen und taktischen Untersuchung unterzogen hatten, dahingehend ausgeräumt werden, dass der Wasserfall nicht als Spülung dient. Wie an vielen Flussüberquerungen fieberte unsere Gruppe hin und wieder bei Klaus mit. Dessen Fußfestigkeit zeigte Schwächen, führte aber zum Glück aller Beteiligten, insbesondere für die Sitzbezüge von Klaus Auto, nicht zum Sturz. Nach kurzem Genuss des Momentes wurde dann der Weg zum Parkplatz aufgenommen.
Doch die philosophische Erkenntnis dieser Wanderung konnte weder direkt im Anschluss noch beim gemütlichen Essen im Seehof am Abend geklärt werden: war nun ein Stück Tradition verloren gegangen oder waren wir über uns hinausgewachsen? Die Antwort dieser Frage steht bis heute noch aus! Stattdessen verirrten sich die Gespräche in Erinnerungen an die Bundeswehr, als Gewehre noch schießen konnten und Patronen von allein verschwanden. Wie immer dieser Tag auch gedeutet werden mag: wir sind um eine schöne Erinnerung reicher und gespannt, ob die nächste Wanderung wieder mehr Tücken haben wird und wie wir sie aus vergangenen Jahren kennen, als Gedenkstätten sich verdoppelten, Steindenkmäler sich verschoben und Abkürzungen nur zu einem Zeitverlust von +2 Stunden führten. Wo sind nur die guten alten Zeiten hin...



Trotz dicht bewachsnener Pfade

war man sich diesmal oft einig.