Sommerschach I: Hans-Jürgen stark in Biel
Geschrieben von Oliver Schreyer am 07.08.2017 um 13:27
Sommerzeit ist (u.a.) Turnierschach-Zeit und wie immer sind auch einige Herzogenrather aktiv. Dieses Jahr beginnt die kleine Rubrik mit Hans-Jürgen, der bei der 50. Ausgabe des berühmten Bieler Schachfestivals mitspielte und mit starken 6/9 im Hauptturnier unter 150 Teilnehmern Rang 18 belegte. Ein kleiner Bericht wird sicher noch folgen.

Bemerkenswert übrigens, dass das Großmeister-Turnier mit etlichen Spielern der Weltspitze glatt von der stärksten Schachfrau Yifan Hou (China) gewonnen wurde.

Und hier folgt der kleine Bericht über meinen diesjährigen Aufenthalt in Biel, um den ich oben stehend gebeten worden bin.
Für mich lief es in diesem Jahr ganz gut. In der ersten Turnierhälfte war es für Bieler Verhältnisse ungewöhnlich kühl und regnerisch (meine Ankunft erfolgte während eines der stärksten Gewitter, die ich je erlebt habe). Mir kam das insofern entgegen, da ich besser schlafen konnte und ausgeruhter war als noch im letzten Jahr. Aber auch sonst war ich "besser drauf" als im Vorjahr, machte weniger Fehler und spielte (meist) konzentrierter. Und so erzielte ich drei Siege und sechs Unentschieden. Über "plus 3" habe ich mich sehr gefreut, noch mehr aber, ungeschlagen geblieben zu sein. Zwar wurde ich durchweg gegen formal schwächere Gegner ausgelost, aber jeder Openspieler weiß, dass das in der Dynamik eines Turnieres und in der konkreten Situation auf dem Brett nicht viel bedeuten muss. Ein Blick auf die Endtabelle des Allgemeinen Turnieres mag das verdeutlichen. Der Sieger, der junge Pole Grzegorz Szolc rangierte in der Startrangliste auf dem 14. Platz. Auf den 2. Platz landete der Startranglistenerste, der Weißrusse Aleksey Khanabiev, der bis zur vorletzten Runde noch mit 7 - 0 das Feld anführte. Doch schon der Startranglisten 3. landete in der Endabrechnung auf dem 64. Platz, während die Nummer 22, der 74-jährige (!) Bieler Prosper Meyer, den 3. Platz erreichte. Ich selbst war an Nummer 24 gesetzt und endete auf Platz 18. Unter anderem habe ich das einem Spiel gegen meinen Letztrundengegner aus dem Vorjahr zu verdanken. Ich erinnerte mich an meine schlechte Eröffnungsbehandlung im letzten Jahr - und erwischte mit meiner frühzeitigen Abweichung meinen Gegner auf dem falschen Fuß. Er war glücklich, sich mit einem Minusbauern in ein Remis gerettet zu haben.
Das Masteropen mit 109 Teilnehmern wurde ebenfalls von einem Polen, Mateusz Bartel, (7 - 2) gewonnen, der bereits im Blitzturnier (150 Teilnehmer!) den ersten Platz belegt hatte. Ebenfalls 150 Teilnehmer wies die Schnellmeisterschaft auf, die vom jungen Franzosen Maxime Lagarde gewonnen wurde. Zweiter des Masteropens wurde der Ukrainer Vladimir Baklan (7 - 2), vor dem Inder Surya Ganguly (6,5 - 2,5). Mein Favorit, der Startranglistenerste, der Titelverteidiger und amerikanische Meister Sam Shankland, hatte dagegen mit dem Ausgang des Turnieres nichts zu tun und landete mit 5,5 Punkten auf Platz 20.
Das Großmeisterturnier mit der Siegerin Yifan Hou aus China (der ersten Frau, die je in Biel gewonnen hat), bot wiederum spannendes und abwechslungsreiches Schach, bei dem es Spaß machte zuzuschauen. Die beiden jungen Schweizer hinterließen einen kampfeslustigen Eindruck. Der 21-jährige Nico Georgiadis freute sich riesig über seinen guten Mittelplatz, während der eigentlich stärker eingeschätzte Noel Studer enttäuschte und über seinen letzten Platz wohl auch selbst enttäuscht war. Mich hat dagegen eher der Elofavorit, der Tscheche David Navara, enttäuscht, der nur auf den 8. Platz kam. Dabei hatte er das vorgeschaltete GM-Rapidturnier (mit Anatoly Karpov, der jedoch schon in der ersten Runde gegen Alexander Morozovich ausschied) noch gewonnen - und dabei in der Endrunde die Chinesin besiegt.
Alles in allem wieder ein großartiges Schachspektakel, das im kommenden Jahr mit der 51. Auflage die schon terminierte Fortsetzung findet (21. Juli - 2. August). Ich habe mir den Termin jedenfalls bereits in meinen Kalender eingetragen.
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