Das XXII. Internationale Gocher Open wurde vom 29.9. bis zum 2.10. im Kulturzentrum „Kastell“ ausgetragen. In dreieinhalb Tagen wurden sieben Runden absolviert. Den Teilnehmern werden komfortable Spielbedingungen mit reichlich Raum für Ellenbogen und Partieformulare geboten; daher wurde unter Verweis auf die Saalkapazität die Teilnehmerzahl auf 150 begrenzt. Als diese Zahl bereits drei Wochen vor Turnierbeginn erreicht war, schloß Turnierdirektor Wolfgang Evers die Anmeldeliste und öffnete eine „Warteliste“, von der es wohl noch einige Spieler ins Turnier schafften. Es scheint allerdings, als hätte der Saal durchaus noch ca. 20 weiteren Spielern Platz geboten, ohne daß diese hätten zusammenrücken müssen, denn einige Tische blieben ungenutzt. Die Bedenkzeit von 90 Minuten bis zum 40. Zug plus 15 Minuten plus 30 Sekunden Inkrement ab den ersten Zug verhindert extreme Zeitnot und überlange Partien, die den Zeitplan für die Doppelrunden gestört hätten. Die Nachmittagsrunde begann jeweils sechs Stunden nach der Vormittagsrunde, und die Auslosung erfolgte eine halbe Stunde vor Rundenbeginn. In dieser Hinsicht wären Partien mit mehr als 120 Zügen kritisch gewesen, doch zum Glück für die Veranstalter kamen solche nicht vor. Die zeitlich längste Partie des Turniers war mit 4 Stunden 50 Minuten wohl meine Begegnung der 2. Runde mit Peter Hulshof (93 Züge, remis).
In der letzten Runde trafen die mit jeweils 16 Punkten führenden GM Gutman und Miezis aufeinander. Miezis remisierte in der 5. Runde, Gutman in der 6. Runde, beide gegen GM Mazé. Die Entscheidungspartie gewann N. Miezis mit Schwarz, was ihm den alleinigen Turniersieg brachte, während Gutman auf Platz 4 zurückfiel. Zweiter wurde der Vorjahressieger IM Podzielny, der in der 2. Runde F. Stotyn (Elo 2054) unterlag und die anderen sechs Partien gewann – auf diese Weise ging er allen drei GM aus dem Weg.
Der Berichterstatter erreichte dieselbe Punktzahl wie im Vorjahr.
1. GM Normunds Miezis [LAT] 19 Punkte (+6 =1 -0)
2. IM Karl-Heinz Podzielny [GER] 18 (+6 =0 -1)
3. GM Sebastien Mazé [FRA] 17 (+5 =2 -0)
31. Klaus Haverkamp [GER] 12 (+3 =3 -1)
151 Teilnehmer, 3 GM, 1 IM, Dreipunkteregel, 7 Runden CH-System,
Abschlußtabelle auf der Turnierseite, Chessbase-Bericht
Möglicherweise war dies das letzte elo-gewertete Gocher Open. Die FIDE will auf ihrem nächsten Kongreß eine Gebührenordnung beschließen lassen, die wohl das Ende der Elozahlen im Amateurbereich bedeuten würde. Zwar sind mir die Elowertungen durchaus lieb und ich bin bereit, dafür einen angemessenen Beitrag zu zahlen – was auch jetzt bereits indirekt über Schachbund und Veranstalter geschieht –, aber nur, wenn meine Turniere ausgewertet werden und ich meine Zahl mit denen anderer Spieler vergleichen kann. Das ist nicht mehr der Fall, wenn die meisten Schachspieler auf ihre Elozahl verzichten und es kaum noch elo-gewertete Open gibt. Zudem übersteigen die geforderten Gebühren bei weitem die anzunehmenden Kosten plus den Gewinn, den man einer gut aufgestellten, den Schachsport fördernden (nicht der real existierenden) FIDE eventuell gönnen würde. Mehr zu diesem Thema gibt es im Schachwelt-Blog. |
