Wanderbericht

Eine begeisternde Wanderung

Bericht von Hans-Jürgen Weyer



Obwohl es in der abgelaufenen Saison gar keine Kämpfe der ersten Mannschaft gegeben hat, wollte diese nicht auf ihre traditionelle Wanderung zum Saisonabschluss verzichten. So trafen sich am Samstag, den 11. Juli, fünf begeisterte Wanderer (Hans-Jürgen, Ingo, Klaus, Oliver, Sascha), um zu einer Tour ins Ungewisse aufzubrechen. Zu Beginn kam es zu einer Störung, denn der Flohmarkt auf dem Herzogenrather Bergerparkplatz war derartig überfüllt, dass an ein Treffen und Parken nicht zu denken war. So mussten Ausweichsplätze gefunden werden, was mit einiger Verzögerung gelang. Dann fuhren wir auf zwei Autos verteilt ins nicht allzu weit entfernte Orsbach, wo unsere Wanderung begann.
Orsbach ist ein kleines Dorf, das mitten in weiter Wiesen- und Felderlandschaft liegt. Ein Außenstehender käme nicht auf den Gedanken, dass dieser Flecken zur Stadt Aachen gehört. Das Wetter war optimal, angenehme Temperaturen, etwas bewölkt, der vorhergesagte Regen in weiter Ferne. Alle waren begeistert, auch von der Tatsache, nach langer Coronapause endlich wieder etwas gemeinsam unternehmen zu können. Und wie gewünscht gab es nach der langen Corona-bedingten körperlichen Untätigkeit eine Wanderung ohne Steigungen. Schnell hatten wir Orsbach verlassen und unbemerkt die Grenze zu den Niederlanden überschritten. Nach wenigen Kilometern mitten durch Felder, auf denen die unterschiedlichsten Dinge angebaut wurden, erreichten wir das niederländische Bocholtz. Diesen Ort mussten wir über mehrere Straßen durchlaufen. Unsere Wegbeschreibung begeisterte uns, denn sie war nur anderthalb Jahre alt und korrekt. Die Strecke durch Bocholtz begann in der Beschreibung mit der Überschrift "Apfelkuchen mit Sahne und Eis", was Ingo völlig nervös machte. Obwohl wir noch keine anderthalb Stunden unterwegs waren, täuschte er Hunger und Durst vor, verschwand im angekündigten Bauernhof, um nach einigen Minuten mit einem riesigen Eis wieder zu erscheinen. Ingo war begeistert. Das Eis war ihm so wichtig, dass er sogar die Wanderführung an Neuling Sascha abgab. Sascha war begeistert.
Weiter ging es durch Bocholtzer Nebenstraßen, wo schöne Häuser zu bewundern waren. Ingo war begeistert. Selbst Vorgärten, Garagentore und Rollläden führten bei ihm zu ekstatischen Ausbrüchen. Am Ortsausgang stießen wir auf eine in ihrer Einfachheit unschlagbaren Wetterstation.
Sie bestand aus einem an einer Kette aufgehängten schweren Stein. Die Erläuterungen dazu zeigten, wie die Station arbeitet: Ist der Stein nass - Regen. Ist der Stein trocken - kein Regen. Ist der Stein nicht zu sehen - Nebel. Schatten unter dem Stein - Sonne. Ist der Stein oben weiß - Schnee. Wackelt der Stein - Wind. Ist der Stein weg - Orkan. Wir alle waren begeistert. An der gesamten Wegstrecke waren immer wieder größere und kleinere Kreuzanlagen zu bewundern. Hans-Jürgen war begeistert.
Auch Bänke gab es reichlich. Klaus war begeistert.
Schließlich gelangten wir wieder nach Deutschland und wanderten lange Zeit unbemerkt direkt auf der Grenze. Reste des Westwalls (Höckerlinie) säumten den Weg. Obwohl die Sonne nur selten durch die Wolken stieß, hinterließ sie bei uns Spuren im Gesicht und auf den Armen. Sascha war begeistert. Endlich erreichten wir wieder schattigen Wald. Oliver war begeistert.
Doch leider waren weite Strecken des Pfades nass und matschig, so dass Mut und Geschicklichkeit nötig waren.

Trotzdem hinterließ dieser Wegabschnitt dunkle und hoch hinauf reichende Spuren an Schuhen und Hosen. Niemand war begeistert.
Ohne es so recht zu bemerken, hatten wir den Vetschauer Berg (wieso eigentlich "Berg"?) erklommen. Und die Wegbeschreibung behielt recht, hatte sie doch "herrliche Aussichten" versprochen. Immer wieder konnten wir weit nach Norden blicken und in der Ferne die Haldenberge von Merkstein und Alsdorf ausmachen. Alle waren begeistert.

Mittlerweile hatten wir bereits über die Hälfte der Wanderung zurückgelegt. Doch es stellte sich heraus, dass die Strecke wohl länger war, als die in der Beschreibung angegebenen 13,5 km. Letztlich werden es wohl 15 km gewesen sein. Sascha war begeistert. Denn er trug am Handgelenk eine Wunderuhr, die nicht nur die Zeit angab, sondern auch etliche medizinische Geräte in sich vereinigte. Ob die Uhr auch kleinere Operationen vornehmen konnte, weiß ich nicht, auf jeden Fall konnte sie sprechen! Nach jedem Kilometer gratulierte sie Sascha lautstark zu seiner Leistung. Ich konnte nicht alles verstehen, aber wahrscheinlich waren auch Angaben zum Gesundheitszustand und Ernährungsratschläge dabei. Wir alle waren begeistert. Der Rückweg führte dann weitgehend durch Wald. Oliver war begeistert. Und wieder boten sich herrliche Ausblicke, diesmal nach Westen auf die hügelige Landschaft der holländischen Schweiz. Wer hätte gedacht, dass sich so nahe von zu Hause eine derart abwechslungsreiche und landschaftlich so schöne Wanderung bieten würde? Wir alle waren begeistert. Der Pfad, der uns zurück führte, hatte noch eine Besonderheit zu bieten, mündete er doch in Orsbach direkt gegenüber dem Ausflugslokal Bellevue, wo wir dann auch nach erfolgreicher Wanderung Rast machten und uns ein Bier gönnten. Klaus war begeistert. Ingo musste natürlich auch Waffeln mit Puderzucker bestellen. Auch von hier aus gab es einen wunderbaren Blick u. a. auf den möglicherweise höchsten Kirchturm der Niederlande im Örtchen Vijlen, vom wir jedoch vorher noch nie etwas gehört hatten. Alle waren begeistert.

Am Abend trafen wir uns dann im Merksteiner Restaurant Gelazzo zum gemeinsamen Abendessen. Wer nun befürchtet hatte, dass wir nicht wüssten, worüber wir uns unterhalten könnten, wo es doch angesichts der ausgefallenen Saison nichts zu lästern gab, sah sich getäuscht. Allerdings kann ich die Reaktion nicht einschätzen, als ich weitgehend darauf verzichtete, aus meiner frühen Kindheit zu erzählen. War es Enttäuschung? Enttäuschung war jedenfalls greifbar zu spüren, als uns die Bedienung gestand, dass das Restaurant keinen Els zu bieten hatte. Hans-Jürgen rettete die Situation, indem er flugs für jeden einen Grappa bestellte.
Alle waren begeistert.